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  Die Kreuzzüge
 

Die Kreuzzüge, die mit dem Aufruf Papst Urban II. beim Konzil von Clermont 1095 begründet wurden, lebten einerseits von den päpstlichen Aufforderungen und andererseits von den Hoffnungen der freiwilligen Teilnehmer. Kreuzzüge sind nach "Duchrow" auch ein Zeichen des damaligen "aufkommenden Kapitalismus"; insbesondere Venedig und die oberitalienischen Handelsstädte hatten ein massives wirtschaftliches Interesse an der Vereinigung von "Kreuz, Schwert und Kapital". Theologisch lagen der Kreuzzugsidee die Idee des gerechten Krieges, die u.a. auf Isidor von Sevillaund Ivo von Chartres zurückgeht, von Seiten der Kirche, die sich im Zuge des Investiturstreites etablieren konnte, und der Gedanke, Gott wolle die Kreuzzüge, zugrunde, der sich u.a. bei Gratian und Anselm von Lucca findet, der sich wiederum auf Augustin stützte. Die Kirchenreform schuf mit der Teilnahme am Kreuzzug auch für Laien eine Möglichkeit, Heil zu erlangen, das zuvor den Mönchen vorbehalten geblieben war. Erst durch das individuelle Motiv eines jeden Kreuzzugsteilnehmers, um der Buße willen und nicht etwa der persönlichen Ehre wegen zu ziehen, wurde aus dem gerechten ein heiliger Krieg. Ziel der ersten Kreuzzüge war die Eroberung des irdischen Jerusalem.

Urban sah seine Zeit durch Gott gewandelt und zitierte Daniel 2,21: "Gott überträgt die Reiche und wandelt die Zeiten." Nachdem Gott sich lange Zeit von den Christen wegen ihrer Sünden abgewandt und Jerusalem an muslimische Hände gegeben habe, seien nun die Christen zu Gott zurückgekehrt und Gott prüfe nun dieselben, indem er zusammen mit ihnen Jerusalem zurückerobere. Ob Urban II. wirklich die Eroberung Jerusalems beabsichtigte ist unklar, weil die Quelle des Konzils von Clermont sehr dürftig ist. Diese Idee der Zeitenwende verblaßte mit der Zeit. Rechtliche Fragen berührten die Päpste im Gegensatz zu den Kanonisten dagegen wenig. Entscheidend für die Motivation der Teilnehmenden waren die mit den Kreuzzugsaufrufen verbundenen Ablaßversprechen der Päpste, die zunächst den Krieg als Bußleistung auffaßten, sehr bald darauf aber den Ablaß von Sünden zum Inhalt hatten. Die Freiwilligkeit, Buße auf diesem speziellen Wege zu leisten, wurde 1213 von Innozenz III. aufgehoben. Wer die Teilnahme am Kreuzzug, einem Dienst an Gott, verweigere, den erwarte die Verdammung.

Ein weiteres Motiv Urbans II. für den Ersten Kreuzzug war Hilfe für die östliche Christenheit. Damit deutet sich schon die baldige Verallgemeinerung der Kreuzzugsidee auf Kämpfe gegen Heiden und auch gegen nicht rechtgläubige Christen an. Auch hier sah man Gottes Willen walten. Schon Urban II. sah die Heidenkriege in Spanien als Kreuzzüge an. Eugen III. sah im Krieg der norddeutschen Fürsten gegen die Wenden einen Kreuzzug. Robert von Flandern zog im Namen Papst Paschalis II. gegen Heinrich IV. und sah sich in der Tradition der Kreuzfahrer. Auch die Aufgabe der Absetzung Anaklets II., des Gegenpapstes Innozenz II., war eine einem Kreuzzug äquivalente Aufgabe. Innozenz III. führte alle möglichen Kreuzzüge. Er wollte einen neuen Kreuzzug in den Orient, kämpfte gegen Markward von Annweiler, gegen die Albigenser, billigte nachträglich die Eroberung Konstantinopels und wertete den spanischen Heidenkrieg und die livländischen Kämpfe als Kreuzzüge.

Grund für die Heidenkriege war der Vorwurf der Behinderung des Zugs ins Heilige Land und die Reinigung der eigenen Kirche von angeblichen Feinden, deren Schuld so individuell war wie das Heil der Kreuzfahrer. Das Ziel der Kreuzzüge wandelte sich dahingehend, daß das irdische Jerusalem nurmehr eine Metapher für das himmlische, für das man eigentlich kämpfe, war.

In der Umgebung der Kreuzzüge konnten sich die die drei Ritterorden Templerorden, Johanniterorden und Deutscher Orden etablieren, deren Mitglieder "Kreuzfahrer auf Dauer" waren.

Mönchtum und Kreuzfahrt waren zwei sich gegenseitig ausschließende Formen, Buße zu bezeugen und Heil zu erlangen. Der König hatte an säkularer Weihe eingebüßt, der päpstliche Krieger sie erhalten. Mit den Kriegen gegen Heiden und unorthodoxe Christen befreite sich die Kirche aus laikaler Hand.

Erster Kreuzzug

Der Aufruf des Papstes hat weitreichende Folgen. Eine große Anzahl von Rittern schließt sich zusammen, um in den "Heiligen Krieg" gegen die Seldschuken zu ziehen. Im Frühling 1096 brechen die Kreuzfahrer in vier Heeren unter Führung französischer Fürsten auf. Mit dabei ist der niederlothringische Herzog Gottfried von Bouillon, der diesen ersten Kreuzzug anführt. Neben Gottfried reiten Balduin von Boulogne und Raimund IV. von St. Gilles, Herr der Grafschaft Toulouse und anderer südfranzösischer Gebiete. Er führt die provenzalischen Kreuzfahrer an. Robert von der Normandie, mit dem Beinamen "Kurzhose", befehligt, begleitet von seinem Schwager Stephan von Blois, eine große Zahl Engländer, Bretonen und französischen Normannen. Um Bohemund von Tarent schließlich sammeln sich die normannischen Ritter Süditaliens.

Diese bewaffneten Wallfahrer bilden eine gut organisierte Armee, befehligt von den führenden Fürsten der Zeit. Doch bald schon zerstreiten sich die Kreuzritter um die militärische Führung der Expedition. Die Frage ist keine Formalität, denn die Absichten der Kreuzfahrer sind nicht nur religiöser Natur. Selbst Gottfried von Bouillon, den Führer der lothringischen und deutschen Kreuzfahrer, in der kirchlichen Legende später zum frommen Gottesreiter stilisiert, treibt mehr als nur die Aussicht auf das Seelenheil. Die Schätze und Reliquien des Ostens üben eine magische Anziehungskraft aus.

Als Raimund von St.Gilles Ende April 1097 als letzter der bewaffneten Wallfahrer in Byzanz eintrifft, ist das Kreuzzugsaufgebot komplett. Eilig marschiert die riesige Armee mit rund 600.000 Kämpfern gen Osten. Erste Erfolge täuschen zunächst darüber hinweg, welche Strapazen die Kreuzfahrer hier erwarten sollen. In der mörderischen Hitze Kleinasiens "verdorrt", wie ein Chronist berichtet, den mitgereisten schwangeren Frauen "die Frucht ihres Leibes". Mit List und Gewalt entreißen die Kreuzfahrer den Seldschuken die Städte Edessa und Antiochia. Etwa 100.000 Türken, darunter ungezählte "Weiber, zarte Kinder, Säuglinge" ermorden die Kreuzfahrer allein in Antiochia. Am 19.06.1097 erobert das Kreuzfahrerheer Nicaea. Am 10.03.1098 gründet Balduin von Bouillon mit der Grafschaft Edessa (heutiges Urfa in der Türkei) den ersten von insgesamt vier Kreuzfahrerstaaten. Drei Jahre nach ihrem Aufbruch erreichen die Kreuzfahrer im Juni 1099 Jerusalem.

Die von den Strapazen der langen Reise und von verlustreichen Kämpfen gezeichneten Ritter beginnen mit dem Bau von Belagerungsmaschinen und der Planung einer schwierigen Belagerung nachdem ihr erster Angriff im Pfeilhagel der Verteidiger ein jähes Ende fand. Fünf Wochen dauert die Belagerung, dann dringen die Kreuzritter in die Stadt ein. Bei der Eroberung Jerusalems am 15. Juli 1099 richten die Kreuzritter ein entsetzliches Blutbad unter der islamischen und jüdischen Bevölkerung an.

Das Ziel des Kreuzzuges ist erreicht, Jerusalem in der Hand der Christen. Mehr als eine Million Menschen sollen bei diesem Kreuzzug umgekommen sein. Der Urheber dieses gigantischen Unternehmens freilich hat von seinem Triumph nichts mehr erfahren. Zwei Wochen nach der Eroberung der Heiligen Stadt ereilt Papst Urban II. der Tod. Der Drahtzieher der todbringenden Expedition im Zeichen des Kreuzes wird 1881 selig gesprochen.

Nachdem Jerusalem erobert ist, wird das Königreich Jerusalem gegründet. Der erste König soll Gottfried von Bouillon sein. Er lehnt diesen Titel jedoch ab und nennt sich stattdessen "Beschützer des Heiligen Grabes". Viele Ritter aber streben nach persönlichem Ruhm und Land. So trennen sich Bohemund und Tankred sowie Balduin vom Hauptteil der Kreuzritter. Bohemund errichtet in Antiochia eine eigene Herrschaft und erobert Gebiete des christlichen Kaisers in Byzanz. Balduin wird von Thoros, einem christlichen Armenier, um Hilfe für Edessa gebeten. Darauf zieht er dorthin und reißt die Herrschaft an sich.

Durch Plünderungskrieg und Usurpation an ihre Stadtstaaten gekommen, bekämpfen sich die Sieger sofort untereinander. Nach dem Tode Gottfrieds bemächtigt sich Balduin der Stadt Jerusalem. Im Dezember des Jahres 1100 krönt er sich in der Geburtskirche zu Bethlehem zum König und begründet fortan eine neue Dynastie französischer Könige von Jerusalem. Allein, die Freude der Sieger währt nicht lange. Ohne Rückhalt im Umland und Zankapfel rivalisierender Fürsten, geraten die Kreuzfahrerstaaten schnell zum Spielball der Mächtigen. Ein Problem für die westliche Christenheit wird der Krieg im Heiligen Land erst, als Imad ad-den Zenghi und dessen Sohn Nurad-din die Stadt Edessa zurückerobern.

 

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Zweiter Kreuzzug

Streitigkeiten zwischen Joscelin von Edessa und Raimon von Poitiers nutzt Sultan Atabeg zur Belagerung von Edessa aus, die sich dann 1144 als erfolgreich erweist. Dieser vernichtende Schlag für die fränkische Streitmacht können Atabegs Söhne Saif-et Din Ghazi und Nur ad-Din mit weiteren Eroberungen noch vergrößern. Diese Ereignisse erregen das Abendland zutiefst. Papst Eugen III. ruft unverzüglich zu einem neuen Kreuzzug auf. 1146 erklären sich französische Ritterscharen dazu bereit, ihr Kreuz auf sich zu nehmen. Am Ende des Jahres folgt ihnen der deutsche König Konrad III. Im Jahre 1147 setzen sich die Heere, gefolgt von waffenlosen Massen, in Bewegung. Als sie durch das byzantinische Reich kommen, plündern die Deutschen die Provinzen. Dagegen halten sich die Franzosen ein wenig zurück. In Kleinasien angekommen, schlagen die Kreuzfahrer die weisen Ratschläge des Kaisers und seiner Ratgeber in den Wind und lassen sich in Gefechte mit den Türken verwickeln. Dies bezahlen sie mit schweren Verlusten, so dass nur ein Bruchteil des französischen und klägliche Reste des deutschen Heeres Antiochia und Akko erreicht. Ein weiterer schwerer Fehler ist der Beschluss, Damaskus anzugreifen, die einzige muslimische Macht, die den Franken wohlgesonnen und ein Feind Nur ad-Dins war. Angesichts dieser Bedrohung verbündet sich Damaskus mit Atabeg. Im Jahre 1149 marschieren also die Streitkräfte der Kreuzfahrer und des Königreiches gegen die große syrische Stadt. Unter den Anführern herrscht Zwietracht, es wird ungeschickt manövriert und es werden nur kleine Scharmützel gewagt. Der nach wenigen Tagen unternommene Rückzug endet in einer Katastrophe. Die unglaublichen Torheiten der Kreuzfahrer hatten aus ihrem Heereszug ein so tragisches wie groteskes Abenteuer gemacht.

 

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Dritter Kreuzzug

Der zweite Kreuzzug, so unrühmlich er auch verlaufen sein mochte, war ein willkommener Anlass neue Kreuzfahrerheere gen Osten zu schicken. Dort nämlich war den Kreuzfahrerstaaten ein ernsthaft gefährlicher Gegner entstanden: Al-malik an-nasir Salah ad-din ben Ajjub. Vom Sohn eines kurdischen Statthalters zum Sultan aufgestiegen, eroberte Salah ad-din (Herrschern über Ägypten), von seinen christlichen Feinden "Saladin" genannt, im Eiltempo die kolonialen Bastionen der Kreuzritter. Die blutige Schlacht von Hattin eröffnet Salah ad-din den Weg nach Jerusalem. Der Kurdensultan vernichtet das Kreuzfahrerheer in der Schlacht bei den Hörnern von Hittim in Galiläa. Am 02.10.1187 nimmt der Sultan Jerusalem ein, behandelt aber die Christen großmütig. Nachdem Salah ad-din dem christlichen Heer eine vernichtende Niederlage beigebracht hatte, ruft Papst Gregor VIII. am 29.10.1187 zum dritten Kreuzzug auf.

Dem bereits kreuzzugserfahrenen 65jährigen deutschen Kaiser Barbarossa folgen, mit zeitlicher Verzögerung, Englands junger König Richard Löwenherz und König Philipp II. von Frankreich ins Heilige Land, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Der König von Jerusalem, Guido von Lusignan, der bei Hattin gefangen genommen, von Salah ad-din aber freigelassen worden war, belagert Akkon seit 1189 mit den wenigen ihm verbliebenen Truppen. Er erhält Beistand von pisanischen, genuesischen, venezianischen, dänischen, flämischen und friesischen Schiffen und von Rittern aus Nordfrankreich, die übers Meer herangekommen waren. Inzwischen hat das deutsche Heer trotz anfänglichen Widerstrebens des byzantinischen Kaisers Isaak Angelos Osteuropa und den größeren Teil Kleinasiens durchzogen.

Da ertrinkt der Kaiser am 10. Juni 1190 im Saleph. Seine Truppen lösen sich auf und nur ein geringer Bruchteil nimmt an der Belagerung von Akkon teil. Gleichzeitig branden heftige Kämpfe gegen Salah ad-din und sein Heer, die die Festung zu entsetzen suchen. Im April 1191 trifft endlich der König von Frankreich ein und im Juni der englische König, beide zu Schiff. Diese Todfeinde waren in Sizilien aufgehalten worden; Richard hatte Cypern dem Usurpator Isaak Dukas Komnenos abgenommen, der sich dort zum Basileus aufgeworfen hatte. Nun konnten die Operationen energisch vorangetrieben werden und trotz aller Anstrengungen Salah ad-dins kapituliert die Festung am 12. Juli 1191.

Schon am 2. August schifft sich der französische König wieder nach Frankreich ein, lässt aber Truppen zurück. Richard dagegen setzt den Feldzug gegen Salah ad-din bis 1192 fort. Er erobert das an Salah ad-din gefallene Akkon zurück. Nach einigen kreuzzugsüblichen Grausamkeiten - allein in Akkon lässt der König mehrere Kriegsgefangene mitsamt Frauen und Kindern abschlachten - gewinnt der Engländer die Stadt Jaffa zurück.

Jerusalem, Anlass und Ziel der Strafexpedition, freilich bleibt im Besitz Salahs. Nach zwei Jahren des Mordens und Plünderns zieht sich Richard im Oktober 1192 aus dem Heiligen Land zurück, von wo aus er in die Gefangenschaft Heinrich VI. gerät, der nach anderthalb Jahren erfolgreichen Feilschens noch 150.000 Silberlinge für Löwenherz herausschlägt. Der englische König Richard Löwenherz und der französische König Philipp II. treffen auf dem Seeweg vor Akkon ein und erobern Nordisrael. Waffenstillstand mit Sultan Saladin. Akkon wird Zentrum der Kreuzfahrer. Nur vier Jahre später besteigt mit Innozenz III. ein Machtpolitiker den Apostolischen Stuhl, wie ihn die Kirche seit den Tagen Urbans nicht mehr gekannt hat. Sein Kreuzzug, der vierte, hat nicht die Befreiung des wirtschaftlich wenig attraktiven Jerusalem im Auge, sondern das reiche Ägypten, und, nach geänderter Sachlage, schließlich sogar die noch reicheren Brüder in Byzanz.

 

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Vierter Kreuzzug

Kurz nach seinem Amtsantritt ruft Papst Innozenz III. im August 1198 zum Kreuzzug auf. Der Kreuzzug soll wie der erste Kreuzzug ein Unternehmen der Kirche sein. Wie Urban II. demonstriert Papst Innozenz damit seinen weltlichen Führungsanspruch. Gesandte des Papstes reisen mit Blankovollmachten nach Venedig, um über die Anmietung von Schiffen zu verhandeln. Es kommt zu einer Einigung mit dem Dogen Heinrich von Dandolo. Entgegen öffentlicher Erklärung soll der Kreuzzug nicht nach Palästina, sondern nach Kairo gehen. Es wird mit 30 000 Kreuzfahrern gerechnet, tatsächlich kommen höchstens 10 000. Beim Kassensturz stellen die Anführer fest, dass sie zahlungsunfähig sind. Der Doge Dandolo ist bereit, die Schulden zu stunden. Bedingung: Die Kreuzfahrer sollen für Venedig Zara erobern. Zara, das früher zu Venedig gehörte, war vor Jahren von Venedig abgefallen und unterstand jetzt dem König von Ungarn. Dandolo (90jährig und blind) wird zum Führer des Kreuzzuges ausgerufen. Trotz Bedenken der Kirche müssen sich die Kreuzfahrer an ihre Verpflichtung halten. So wird die christliche Stadt Zara durch Kreuzritter geplündert und unter den Kreuzfahrern und Venezianern geteilt.

Der Papst reagiert darauf mit dem Kirchenausschluss des Kreuzfahrerheers. Er lässt sich aber von einer Delegation beschwichtigen und erteilt allen Pilgern die Absolution. Da Ägypten ein wichtiger Handelspartner von Venedig ist, ist der Doge an einem Angriff der Kreuzfahrer auf Kairo nicht interessiert. Durch eine List (die Verzögerung der Weiterreise hat knappe Vorräte zur Folge) gelingt es Dandolo den Kreuzzug nach Konstantinopel umzuleiten. Als Angriffsgrund wird ein Erbschaftsstreit um den Titel des byzantinischen Kaisers angegeben. Außerdem verweist er auf den immensen Reichtum der damaligen größten Stadt der Welt. Er hat die Kreuzfahrer jetzt ganz unter seiner Kontrolle. So wird die Stadt belagert und am 5. Juli 1203 kommt es zum ersten Angriff auf das christliche (orthodoxe) Konstantinopel. Aber erst am 13. April 1204 gelingt es, die Stadt zu erobern.

Die Hagia Sophia wird von ihren Schätzen entleert, Kandelaber, Kelche, Altarwände und Evangelienbuch werden geraubt. Dann öffnet die marodierende Rotte die Gräber der Kaiser, welche in Heroon nahe der großen Kirche der Jünger Christi sich befanden, und beraubten sie bei Nacht, und in frevler Vermessenheit nahmen sie alles an sich, was an goldenem Schmuck, an Perlenkugeln und kostbaren durchsichtigen Steinen bislang noch unversehrt darin war erhalten worden.

Die Tempelritter sind in die Kampfhandlungen zwar nicht verwickelt, bringen jedoch wichtige Kunstgegenstände und Reliquien in Sicherheit. Die meisten Schätze davon sind heute im Markusdom in Venedig ausgestellt. Venedig verstand es also, die Kreuzfahrer für seine handelspolitischen Interessen einzusetzen, um den Konkurrenten am Bosporus auszuschalten.

Innozenz III., von der Entwicklung überrascht, aber keineswegs bestürzt, ernennt Balduin von Flandern, einen der Hauptakteure, am 16. Mai 1204 zum neuen König von Byzanz. Sein Vorgänger Alexios V. wird auf dem Forum Tauri von einer 40 Meter hohen Säule gestürzt und zerschmettert.

 

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Fünfter Kreuzzug

Zu einem relativ friedlichen Unternehmen wird der fünfte Kreuzzug (1228/29) mit dem es Kaiser Friedrich II. ohne militärische Auseinandersetzungen gelingt, die christlichen Pilgerstätten zurückgewinnen, wenn auch nur für einem Zeitraum von 15 Jahren. Dabei sah es gar nicht danach aus. Der erneute Kreuzzug war sehr eng mit der Vormachtstellung in Italien verbunden. Da der Kaiser Friedrich II seine Macht in Italien stärkt, fühlte sich das Papsttum bedroht. Der Papst Honorius möchte seine Macht durch einen Kreuzzug vergrößern. Im Vertrag von San Germano erklärt sich Friedrich bereit im August 1227 zum Kreuzzug aufzubrechen, wenn nicht drohte ihm eine hohe Geldstrafe sowie Kirchenbann.

1225 erwirbt Kaiser Friedrich II durch eine Heirat mit Yolanthe von Brienne, der legitimen Erbin des Königreichs Jerusalem, den Königstitel. Als das Kreuzheer aufbricht, erkrankt Friedrich an Malaria und geht von Bord, um sich auszukurieren. Papst Gregor IX, der Nachfolger von Honorius, hält die Krankheit für einen Vorwand und exkommuniziert den Kaiser ohne Zögern. Jetzt wurde Jerusalem zu einer Spielfigur im Machtkampf. Der Papst untersagt Friedrich, die Kreuzfahrt ohne Absolution anzutreten. Die Kirche hatte Jerusalem verklärt, ein Kaiser, der es erobern würde, hätte seinen Anspruch auf die Weltherrschaft damit gerechtfertigt. Friedrich will das ausnützen und folgt 1228 seinem Heer nach Akkon und erhält deshalb vom Papst einen zweiten Bannfluch.

In Akkon wird der Kaiser begeistert empfangen, aber die Templer, die Johanniter, der Patriarch, und der Klerus verweigern dem Kaiser jede Unterstützung. So hat er nicht genügend Streitkräfte um Jerusalem militärisch einzunehmen. Doch 1229 gelingt es Friedrich II, obwohl ihm, durch die Exkommunikation, die nötige Unterstützung fehlt, durch Verhandlungen mit dem Innergeschwächten al-Kamil Jerusalem, Jaffa, Nazareth, Bethlehem und ein Teil Galiläas dem Königreich Jerusalem wieder anzugliedern.

Obwohl Friedrich Jerusalem nach jahrzehntelangem Kampf zurückerobert hatte brach der Klerus nicht in Jubel aus. Im Gegenteil, inzwischen rücken päpstliche Truppen gegen Friedrichs Gebiete in Süditalien vor, was ihn zur Rückkehr zwingt. Nachdem er die Eindringlinge wieder verjagt hat und von der Bevölkerung als Befreier Jerusalems verherrlicht wird, sieht sich der Papst im Mai 1230 gezwungen, den Bann aufzuheben.

 

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Sechster Kreuzzug

Die Freude über die Befreiung Jerusalem hält nicht lange an. 1244 fällt Jerusalem endgültig. Ein in Damaskus plündernder türkischer Söldnertrupp stürmt überraschend die Heilige Stadt. Es werden mehrere tausend Christen niedergemetzelt. Nach vierjähriger Vorbereitung startet 1248 der Kreuzzug von Ludwig IX dem Heiligen. Die Truppen überwintern auf Zypern. Ziel der Kreuzfahrer ist erneut Ägypten. Im Juni 1249 gelingt es dem Franzosen Damiette kampflos einzunehmen. Die Kolonisierung Ägyptens scheitert allerdings, weil sich die Vorgänge des Jahres 1221 wiederholen. Das französische Expeditionskorps gerät mit König Ludwig im April 1250 in Gefangenschaft. Als Lösegeld muss er in Zahlung von den Steuereinnahmen von zwei Jahren sowie die Räumung von Damiette einwilligen. Nachdem er die Befestigung von Akkon, Jaffa und Caesarea ausbauen lässt, geht im 1254 das Geld aus und Ludwig kehrt nach Frankreich zurück.

 

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Siebenter Kreuzzug

Der siebte Kreuzzug hat nur eine kurze Geschichte. Führer dieses Kreuzzuges ist erneut Ludwig der Heilige. Nachdem der sechste Kreuzzug fehl schlug und Ludwig 1254 ein Teil seiner Truppen zurücklässt, werden diese in den Krieg zwischen Venedig und Genua verwickelt. In diesem zwischen 1256-70 immer wieder ausbrechendem Krieg werden die Kreuzfahrer zum Teil auch gegeneinander ausgespielt. Erst durch die Intervention im Jahre 1270 von Ludwig kann der Krieg beendet werden. Danach lässt Ludwig seine Truppen sammeln um zu einem erneuten Kreuzzug aufzubrechen. Das Ziel der Kreuzfahrer ist Tunis. Ludwig will Tunis erobern um die Stadt als Truppenstützpunkt im Krieg gegen die Ägypter zu benützen. Während der Belagerung von Tunis bricht jedoch im Lager die Beulenpest aus und eines der ersten Opfer ist der Führer des Kreuzzuges: Ludwig IX. der Heilige. Danach werden die letzten Kreuzfahrerstützpunkte angegriffen ohne eine nennenswerte Unterstützung aus Europa zu bekommen. 1291 wird die Kreuzfahrerbasis Akkon belagert und am 18. Mai gestürmt. Die verbleibenden Städte und Festungen werden kampflos geräumt. Die Kreuzfahrerstaaten Syrien und Palästina existieren nicht mehr. 1303 wird der letzte Stützpunkt der Christen im Orient aufgegeben. Die Mamelucken vertreiben die Kreuzfahrer endgültig.

 

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Der Kinderkreuzzug

Die Kirche ruft auch nach dem Kreuzzug gegen Byzanz weiter zur Befreiung der heiligen Stätten in Jerusalem auf. Der Appell richtet sich nicht an Kaiser und König, sondern an das einfache Volk. Die Folgen dieses Aufrufes sind verheerend. Dem Aufruf folgen vor allem Kinder und Jugendliche, die auf eigene Faust in das Heilige Land pilgern wollen. Dieser Kinderkreuzzug gelangt jedoch nicht ans Ziel.

Im Jahre 1212 zogen Tausende von deutschen Jungen und Mädchen aus, um das Grab Christi aus der Hand der "Ungläubigen" zu befreien. Ihr Anführer hatte ihnen versprochen, sie trockenen Fußes über das Meer zu bringen, doch sollte sich das Wasser nicht, wie einst bei Moses, für sie teilen. Sie zogen zuerst nach Italien und die meisten dieser Kinder kehrten nie zurück. Ein Engel soll einem 16-jährigen Bauernjungen befohlen haben Jerusalem zu befreien. Blind folgten die Kinder ihrem charismatischen Anführer zwischen Ostern und Pfingsten des Jahres 1212. In mittelalterlichen Quellen heißt es, dass an die 25.000 junge Menschen auf ihrem Weg ans Mittelmeer, über Italien, durch Köln kamen. Wissenschaftler sind sich bis heute nicht im Klaren, ob es sich bei dieser Bewegung um eine wahre Geschichte handelt oder aber um eine kollektive Erfindung ihrer Zeit. Zumindest aber gab es um ca. 1216 jemanden in Köln der diese Geschichte vermutlich als Augenzeuge niederschrieb.

Dieser so genannte Kinderkreuzzug nahm seinen Lauf, das weiß man aus anderen zeitgenössischen Chroniken, nachdem ein Jugendlicher namens Nikolaus aus einem Dorf in der Nähe von Köln eine Vision hatte. Darin befahl ihm ein Engel die Befreiung des heiligen Grabes auf gewaltlosem Weg. Nikolaus verbreitete seine Vision bald im ganzen Rheinland und zog damit viele Menschen in seinen Bann. Trotz seiner Popularität gab es auch Chronisten unter denen er umstritten war und so werden er und seine Anhänger auch als Werkzeug des Teufels und als dumm dargestellt.

Trotz allem kam den Kreuzzüglern aber immer wieder Hilfe aus der Bevölkerung zu. Man ließ sie zwar nicht immer in die Städte, brachte ihnen aber Essen und Trinken aufs freie Feld hinaus. Von Köln aus zogen sie weiter nach Süden, wo sie von einem Chronisten in Trier gesehen wurden. Nach seinem Bericht trug Nikolaus ein Gewand mit einem Schild "wie ein Kreuz in Form eines Tau", was ein Zeichen des Heiligtums und der wundersamen Kraft sei. Mit Tau meinte er den T - förmigen griechischen Buchstaben. Dieses Zeichen war im Jahr 1212 nicht unbekannt. Der radikale Kirchenreformator Franz von Assisi verwandte es als persönliches Symbol und trug es ebenfalls auf seinen Kleidungsstücken.

Man sagte Assisi zu dieser Zeit noch nach, er sei ein Unruhestifter, weil er die Bequemlichkeit und Korruption der Kirche anprangerte und eine Rückkehr in die apostolische Armut forderte. Erst 1210 bekam er vom Papst die Erlaubnis seine Anhängerschaft, die Franziskaner, als Orden innerhalb der Kirche zu formieren. Auch Franz von Assisi hatte 1212 den Wunsch auf einen gewaltlosen Kreuzzug zu gehen, um die Ungläubigen durch reine Überzeugung zum Konvertieren zu bringen. 1219 gelang es Franz von Assisi wirklich nach Ägypten zu kommen, doch seine Predigt über den christlichen Glauben veranlasste den Sultan Al-Kalil nur dazu, ihn prompt nach Europa zurück zu schicken.

Am 25. Juli 1212 berichtet ein Mönch aus Speyer von den Kreuzzüglern. Am 20. August 1212 erreichte die Gruppe deutscher Knaben, kleiner Kinder, Frauen und Mädchen, unter Führung von Nikolaus, Piacenza. Ein dort ansässiger Chronist berichtet, dass sie nach dem Weg zum Mittelmeer fragten. Ebenfalls aus Cremona gab es Berichte über die Begegnung mit der Jugendgruppe.

Der Chronist Ogerius Panis zählte dann am 25. August 1212, 7000 Frauen, Männer, Mädchen und Knaben als diese in Genua einzogen. Auf ihre Kleidung waren Kreuze genäht, sie trugen Ranzen auf dem Rücken, manche hatten Pilgerstäbe oder Trompeten dabei. Viele von ihnen sollen bereits am nächsten Tag den Ort enttäuscht verlassen haben.

Der weitere Verlauf dieser Geschichte ist nicht genau zu deuten. Es gibt unterschiedliche Berichte. Einige sagen, dass Nikolaus mit seiner Anhängerschaft weiter zog nach Brindisi, andere berichten, er sei unterwegs gestorben, wieder andere sagen, er setzte seine Reise nach Jerusalem fort und kämpfte dann im fünften Kreuzzug.

Was wirklich geschah kann nicht eindeutig geklärt werden, doch soll hier noch erwähnt werden, dass einige aufgebrachte Eltern aus Köln den Vater von Nikolaus vor Gericht zerrten, weil sie ihm unterstellten, er hätte das Vorhaben seines Sohnes unterstützt. Die Richter waren der gleichen Meinung und verurteilten ihn zum Tode durch den Strang.

Das Wort Kreuzzug ist hier aber fehl am Platz, denn ein Kreuzzug wurde durch den Papst in Absprache mit König und Kaiser ausgerufen und dies war hier sicher nicht der Fall. Auch trug die Jugendbewegung kaum oder keine Waffen bei sich, denn sie wollten ja das Heilige Land ohne Gewalt zurückerobern.

Es wird vermutet, dass viele der Kinder und Jugendlichen als Sklaven verkauft wurden. Einige kehrten zurück, andere blieben in Italien.

Aus Frankreich gab es ebenfalls einen Bericht, in dem es heißt das ein Kinderkreuzzug sich auf den Weg machte, doch diese 30000 Jugendlichen wurden angeblich damals vom König kurzerhand nach Hause geschickt. Von anderer Stelle heißt es jedoch sie seien zumindest bis Marseille gekommen.

Einer der Versklavten kehrte 18 Jahre später nach Europa zurück und schilderte das Schicksal seiner Kameraden. Sie wurden von Hugo dem Eisernen und Wilhelm das Schwein auf sieben Schiffe eingeladen mit dem Versprechen man würde sie sicher nach Jerusalem bringen. Doch wurden sie in Algerien und Alexandrien als Sklaven verkauft. Zwei der Schiffe kenterten vor Sardinien und keiner der Passagiere überlebte. Papst Gregor IX ließ auf der Insel St. Pietro eine Kapelle errichten um den Ertrunkenen zu gedenken. Diese Kapelle gibt es noch heute.

 

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Die Folgen der Kreuzzüge

Nachdem 1291 islamische Streitkräfte Akkon eingenommen hatten und das letzte christliche Bollwerk im Heiligen Land gefallen war, endete die Zeit der Kreuzzüge. Nur wenige in Europa bedauerten das, denn schließlich brachte der Kontakt mit den Kulturen des Islams und mit Byzanz viel Neues nach Europa. Die Glasbläserei aus Tyros wurde von den Venezianern übernommen, in Frankreich züchtete man Seidenraupen und webte Stoffe in der Tradition des Ostens. Es wurden Pflaumenbäume aus Damaskus und Zuckerrohr aus Tripolis gepflanzt. Mit Zimt, Nelken und Muskat wurde Würze in die Küche Europas gebracht. Es gab reinigende Dampfbäder und Spiegel aus Glas lösten polierte Metallplatten ab.

Der Lehnsadel hatte seinen Reichtum verloren. Um ihre Beutezüge in den Osten zu finanzieren hatten sie ihre Privilegien an die Städte und ihren Leibeigenen die Freiheit verkauft. Die Städte waren stolz und groß geworden, die Bürger selbstbewusst. Geld löste den Tausch und die Dienstleistungen in der Wirtschaft ab. Erfolgreiche Handelsherren hatten bald das gleiche Ansehen wie der Adel. Kaufleute und Kunsthandwerker gelangten zu Wohlstand.

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